27. Februar 2011

Peurs sur la ville

Eigentlich ist dies ja ein Reiseführer für Eltern und Kinder. Was nun kommt, ist allerdings definitv nichts für Kinder, nicht mal für die Größeren. Aber vielleicht haben Sie ja auch mal etwas Zeit für sich. Wenn Sie bereit sind, sich für eine halbe Stunde vom romantisch-süßlichen Paris zu verabschieden und einen "radikal anderen Blick auf diese Stadt und ihre alltägliche Gewalt" (so der Katalog) zu werfen, dann empfehle ich die Ausstellung 'Peurs sur la Ville', die noch bis zum 17. April 2011 in der Monnaie de Paris zu sehen ist.

Die Ausstellung beginnt mit ausgewählten Photographien aus dem Archiv der Illustrierten 'Paris Match' - in etwa zu vergleichen mit dem 'Stern'. Wunden der Stadt aus den vergangenen 60 Jahren, Zeitläufte der Gewalt. Die Bilder von zerstörten Straßen und aufgetürmten Schützenwällen im zweiten Weltkrieg, 1944, kurz vor der Befreiung der Stadt durch die Amerikaner, kennt man aus dem Geschichtsunterricht.

Doch dann führt mich die Ausstellung auf unbekannteres Terrain. Auf den Bildern von 1961 ist das "Massaker von Paris" dokumentiert, bei dem dutzende, vielleicht sogar hunderte algerische Demonstranten von der französischen Polizei getötet wurden.

Man sieht regelrechte Jagdszenen bis in Metro-Eingänge, Leichen liegen auf den Bürgersteigen der Seine-Brücken.

1968 dann die Studentenrevolte. Die große Angst der kleinen Bürger lautet die Bilderunterschrift zu einem Photo, auf dem sich ein distinguiertes Ehepaar in Pyjama und Morgenmantel in den frühen Morgenstunden nach draußen wagt, um sich die Zerstörungen nach der Straßenschlacht anzuschauen. Berühmtes Bild: Ein junger Mann im weissen Anzug, fotografiert genau in dem Augenblick als er einen Stein auf die Hundertschaft wirft.

Die Anschlagserie Anfang der 80er Jahre führt mich weiter in der Zeitspirale der Pariser Gewalt. Tote liegen im Marais-Viertel nach einem Attentat auf das jüdische Restaurant Goldenberg, dann die Explosion einer Autobombe vor dem Haus eines lybischen Reporters.

Die Bilder reichen bis in die Gegenwart. Plünderungen in Saint-Germain während einer Demonstration gegen die Rentenverkürzung. Eine junge Frau wird am Rande eines Protestzuges gegen das neue Kündigungsrecht von jungen Männern zusammen geschlagen. Und - natürlich - die Ausschreitungen in den Banlieus 2005 und 2007. Auch das alles ist Paris.

Der Fotograf Patrick Chauvel führt diese reale Gewalt noch weiter und stellt mit seinen Fotomontagen, die den zweiten Teil der Ausstellung bilden, die Fragen: Was wäre, wenn der 'echte' Krieg nach Paris käme? Der Krieg, der in vielen Teilen der Welt alltäglich ist? Oder sind wir vielleicht schon längst im Krieg?




Abschließend zeigt der Künstler Michael Wolf, dass Gewalt heute nicht immer mit Panzern und Bomben daherkommen muss. Die subtilere Form der Gewalt trifft unser Privatleben. Die ständige Präsenz von Kameras berauben uns unserer Intimät - auch Bilder können vergewaltigen.


Für sein Projekt 'Google Street View' hat Wolf tatsächlich zahlreiche Kameras in Paris aufgestellt, die Bilder sind zufällig entstanden. Auch das macht Angst.

Nach einem Besuch in 'Peurs sur la ville' nehme ich mir noch Zeit für einen Kaffee, bevor ich meinen Sohn bei der Babysitterin abhole. Die großformatigen Bilder hallen noch nach, da ist noch kein Raum für Durchkitzeln und Fangenspielen. Radikal, erschreckend und sehr sehenswert.


Museum Monnaie de Paris
11, Quai de Coni
75006 Paris

Metro: Linie 4 (Stationen Odéon oder St.Michel), Linie 7 (Station Pont Neuf)

Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 11:00 - 17:30,
Samstag und Sonntag 12:00 - 17:30

Eintritt: 6 Euro



(Bildnachweis: Privat, golem12.fr, lexpress.fr, monnaiedeparis.fr, actualitte.com)

26. Februar 2011

Salon de l'Agriculture

An dieser Kuh kommt zur Zeit in Paris niemand vorbei. Denn die Dame wirbt für den Star unter den Pariser Messen, die jedes Jahr zehntausende Besucher anzieht. Prêt-à-Porter? Haute-Cuisine? Automobile? Fast. Die Pariser Familien ziehen in Scharen zur .............. Landwirtschaftsmesse!
Nun gut, wenn Sie als Touristen Paris besuchen, werden Sie vermutlich nicht unbedingt Schafe und Schweine sehen wollen. Andererseits gibt Ihnen die Landwirtschaftsmesse einen Einblick von unschätzbaren Wert in die Pariser Seele. Und das wird von einem Insider-Paris-Reiseführer doch schließlich erwartet.
Außerdem bin ich inzwischen ausreichend großstadtgeschädigt und fühle mich quasi verpflichtet, die Gelegenheit zu nutzen: KÜHE! Endlich kann das Kind mal echte Kühe sehen!



Mein Mann gibt zu bedenken, dass es vermutlich recht voll sein wird. Aber doch nicht am Samstagvormittag um zehn Uhr, sage ich.

Soso!, sagt er, als wir Halle 1 betreten. Und in jeder der insgesamt sieben Hallen sieht es genauso aus wie hier.

Man muss wissen, dass die Pariser ihr Land lieben, ihre Stadt aber gleichzeitig lieben und hassen. Nur so ist zu verstehen, was sie am 'Salon d'Agriculture' so unwiderstehlich finden, dass sie bereit sind, mit Kind und Kegel eine halbe Stunde im Regen für Tickets anzustehen, um sich dann mit den Massen an schlafenden Schweinen vorbeizuschieben.
Die Pariser (aus nachvollziehbaren Gründen allen voran die Pariser Familien) vereint am Ende des Winters eine unstillbare Sehnsucht nach dem Land. Paris ist im Februar grau und trist, die Parks sind öde, die Kinder hocken seit Wochen in den meist kleinen Wohnungen. Da träumt man sich weit weg in die 'Campagne': Der Wein! Der Käse! Das Olivenöl! Der Wald!

Dass diese Sehnsucht ausgerechnet auf dem Salon d'Agriculture ein Ventil findet, wirkt auf Außenstehende etwas bizarr. Ich zumindest kann mir kaum etwas Urbaneres vorstellen, als gigantische Messehallen, in denen Kühe auf Teppichböden scheißen. Egal, dem Kind gefällt's, und deshalb sind wir ja hier. Wir spielen mit: Zwei Stunden Landleben unter dem Hallendach.








































Um den Kulturschock bei der Rückkehr in die Großstadt etwas abzumildern, wird es am Ende der Halle 7 dann doch typisch pariserisch. Ein professionelles Fotostudio lichtet Rassehunde ab, die zuvor von einem Frisör ordentlich aufgerüscht werden. Der hätte bei den halbnackten Katzen im Terrarium zwei Stände weiter nicht viel zu tun.
























Paris hat uns wieder. Das lässt sich unschwer schon am Stilbewusstsein der jungen Familie erkennen, die nun mit uns gemeinsam Richtung Metro und damit Richtung Zivilisation schlendert. In jedem Alter für jeden Anlass richtig gekleidet - wir sind zuhause.

Metro: Linie 12 (Station Porte de Versailles)
Öffnungszeiten: Jährlich Ende Februar.
Eintritt: Erwachsene 12 Euro, Kinder gratis
www.salon-agriculture.com




22. Februar 2011

La Cité des Sciences et de l'Industrie

Der Empfang ist nicht gerade einladend: Um zum großen Wissenschaftsmuseum zu kommen, steige ich an der Metrostation "Porte de la Villette" aus, und die ist unter den schäbigsten Stationen von Paris ganz weit vorn.
Wenn Sie sich je gefragt haben, was an der Banlieu so schrecklich ist, dass dort frustrierte Jugendliche Straßenschlachten gegen die Staatsmacht beginnen,
bekommen Sie hier einen kleinen Eindruck (und dabei sind Sie noch gar nicht in der Banlieu, sondern immer noch in Paris. Die Banlieu beginnt erst ab der nächsten Station, aber vor Aubervilliers oder La Courneuve sollten Sie wirklich besser ausgestiegen sein).




Der Ausflug zur Cité des Sciences et de l'Industrie lohnt sich trotzdem. Die Cité ist eigentlich nicht nur ein Museum sondern tatsächlich eher eine "Stadt" - gewidmet den Naturwissenschaften. Hier erfährt man alles über Energie, Genetik oder oder das Universum im Allgemeinen. Hinzu kommen temporäre Ausstellungen, im Moment zum Thema Science Fiction (bis 3.07.2011).

Besonders beeindruckend ist die 'Géode', ein 3-D-Kino in Form einer gigantischen Boule-Kugel. Dort kann ich Meeresdinosauriern so nahe kommen, wie ich eigentlich nie gewollt habe.

Wer Lust hat, kann danach im original U-Boot 'L'Argonaute' der aktuellen Unterwasserwelt noch einen Besuch abstatten.






Für Kinder hat das Museum mit der 'Cité des Enfants' zwei eigene Bereiche eingerichtet.
Die ganz Kleinen von
2 bis 7 Jahren dürfen anfassen, klettern, krabbeln, riechen, hören, verstecken, wiegen, auseinander-bauen...
Die Begeisterung kennt keine Grenzen, die Kinder sind völlig außer Rand und Band - sofern man das von den wohlerzogenen französischen Kindern sagen kann. Unser deutsches Kind kriegt sich auf jeden Fall gar nicht wieder ein. Und wie bei den meisten Eltern beschränkt sich unsere Aufgabe für die nächsten Stunden darin, dem entfesselten Nachwuchs hinterherzurennen.













Um Punkt 17:00 Uhr lockt uns eine Animation in eine - bis dahin - stille Ecke. Eine Lehrerin führt mit Marionetten und Puppen vor, wie man die fünf Sinne benutzt. Erneut ein voller Erfolg, die Kinder sind gebannt. Und wir nutzen die viertel Stunde, um in Ruhe alle anderen Dinge auszuprobieren, die wir jetzt ganz für uns allein haben.















Für die 5-12-jährigen wird's dann direkt etwas anspruchsvoller. Die Themen heißen hier zum Beispiel "Unser Körper" oder "Wie wir kommunizieren". Spannend bleibt es trotzdem, was zweifellos an der modernen Umsetzung liegt. Nichts scheint weiter weg als die Rollkarten aus dem Bioraum in der Schule. Vater und Sohn lernen und amüsieren sich gleichzeitig mit dem Touch-Screen. Wasserspiele und Roboter laden zu Geschicklichkeitstests und im TV-Studio erproben sich die Sternchen von morgen. Irgendwie schön, dass der gemeine Ameisenhaufen, den es hier auch zu sehen gibt, für viele Kinder noch interessanter ist.

Fazit: Vielleicht sollten Sie vorher mit Ihrer Begleitung knobeln, wer mit den den Kinder in die 'Cité des Enfants' geht und wer in die "Erwachsenen-Ausstellung" darf. Allerdings werden auch Sie dort staunen wie ein Kind. Insofern ist es eigentlich auch egal...

Tipp:
Als mein Mann mit unserem eineinhalb-jährigen Sohn auf dem Arm ein Ticket lösen will, fragt die freundliche Dame hinter dem Schalter nach dem Alter des Kindes. Denn für "unter-2-jährige" sei die Ausstellung ja leider 'interdit', also verboten. Warum bleibt unklar, da wir auch später weder scharfe Waffen noch Pornos entdecken können. Zum Glück ist unser Sohn spontan schon zwei Jahre alt und alles ist kein Problem. In der Ausstellung treffen wir dann zahlreiche Kinder, die mit zwei Jahren erstaunlicherweise noch nicht einmal krabbeln können.


Adresse: Parc de la Villette

Metro: Linie 7 (Station Porte de la Villette)
Bus: Linien 139, 150, 152. PC 2, PC 3 (Station Porte de la Villette)

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Samstag 10:00-18:00 Uhr, Sonntag 10:00 - 19:00, Montag Ruhetag
Für einige temporäre Ausstellungen, für die Géode und für L'Argonaute gelten besondere Öffnungszeiten. Die finden Sie HIER.

Eintritt: Das ist nicht so einfach. Es gibt verschiedene Tarife, je nachdem, ob Sie nur in die Dauerausstellung wollen oder auch in die Cité des Enfant oder auch in Géode oder auch in eine temporäre Ausstellung...
Normalpreis Dauerausstellung: Erwachsene 8 Euro, Kinder 6 Euro, unter 6 Jahren gratis
Normalpreis Cité des Enfants: Erwachsene 8 Euro, Kinder 6 Euro
Alle weiteren Tarife finden Sie HIER.


(Photo-Quellen: Privat, Lycée professionnel et technologique régional l'estaque, Le Figaro)




16. Februar 2011

Le mur des Je t'aime


Kinder sind ja angeblich die Krönung der Liebe. Merkwürdigerweise vergisst man das aber irgendwie zwischen Windelwechseln, schlaflosen Nächten, Trotzanfällen und Hausaufgabenhilfe. Bei einem Paris-Besuch sollte es Ihnen aber unbedingt wieder einfallen. Vielleicht hilft ja die 'Mur des Je t'aime'.

Direkt hinter der Metrostation Abbesses, etwas versteckt in einem winzigen Park, hat der Künstler Frederic Baron die Liebesmauer errichtet. Auf rund 40 Quadratmetern kann man in 300 verschiedenen Sprachen und Dialekten "Ich liebe Dich" lesen.

An diesem Ort muss doch am Valentinstag die Post abgehen, denke ich, und mache mich mit Kind und Kamera auf die Socken.

Doch als wir in Abbesses ankommen, steht dort nur ein einsamer junger Mann, der scheinbar sehr kurzsichtig ist. Möglicherweise hat er noch gar nicht gesehen, dass er seine Freundin in der Metro vergessen hat.

Auf die Verliebten ist offensichtlich auch kein Verlass mehr. Gut, der 14. Februar 2011 ist grau und kalt - aber das sollte doch niemanden abhalten, den die Liebesglut wärmt.



Während ich noch grüble, warum die Liebenden heutzutage solche Weicheier sind, hat das Kind bereits den winzigen Spielplatz erobert, der sich ebenfalls in dem kleinen Park befindet. Es gibt zwar nur zwei Spielgeräte, die allerdings findet er geradezu 'extraordinaire'! Das liegt wohl daran, dass er sie ganz allein bezwingen kann, obwohl er sonst sogar beim Laufen noch eher wackelig unterwegs ist.

Und auf einmal kann ich mir auch vorstellen, dass es hier richtig schön sein kann. Wenn in wenigen Wochen die Bäume wieder grün sind, man mit einem Kaffee und einem Croissant auf der Bank sitzt und deutsche Teenager dabei beobachtet, wie sie sich kichernd 'Ich liebe Dich' auf Swahili vorlesen.

Adresse: Square Jehan Rictus, Montmartre

Metro: Linie 12 (Station Abbesses)

Öffnungszeiten: Ja, die Parks in Paris haben tatsächlich Öffnungszeiten! Sehr vereinfacht kann man sagen, dass die meisten Parks zwischen 8:00 und 9:00 Uhr öffnen und im Winter entweder um 17:45, um 19:00 Uhr oder um 19:30 schließen - je nachdem, welcher Monat gerade ist und ob Winter- oder Sommerzeit herrscht. Im Sommer schließen Sie - wieder je nach Monat - entweder um 20:30 oder um 21:30 Uhr. Sie finden das kompliziert? Sie sind in Paris, das ist noch gar nichts...


4. Februar 2011

Die Métro



Genau wie viele Pariser Familien verbindet mich mit der Métro ein Art Hassliebe. Einerseits ist die Métro das mit Abstand praktischste Fortbewegungsmittel. Das Liniennetz ist so dicht, dass die Stationen meist nicht weiter als 500 Meter voneinander entfernt sind. Zudem fährt kein öffentliches Verkehrsmittel so häufig wie die U-Bahn: Wochentags rattert mindestens alle 4 Minuten ein Zug in die Station, am Abend und am Wochenende verlangsamt sich der Takt auf 5 bis 7 Minuten. Man kann sagen, dass man in Paris von einem Ort zum anderen mit Métro selten länger als eine halbe Stunde braucht.


Andererseits ist die Métro oft dreckig. In einigen Linien ist es gedrängt voll und im Sommer brüllend heiß. Es gibt so gut wie keine Aufzüge. Es gibt wahnsinnig viele Treppen. Durch die Drehkreuze an den Eingängen passt kein Kinderwagen. Und Taschendiebe gibt es auch.

Dennoch: Mein Sohn liebt die Métro. Langweilig wird es hier nie. Die mehr als 200 Kilometer langen Tunnel sind ein unterirdisches Spiegelbild der Pariser Gesellschaft. Hier trifft die Dame mit Hündchen in der Handtasche auf die afrikanische Frau mit Turban, aus deren Tasche es nach gegrillten Maiskolben duftet.

In den Stationen und in den Wagen unterhalten Künstler und Musiker die Fahrgäste. Vom Zieharmonikaspieler bis zum russischen Kleinorchester, vom Breakdancer bis zum jährlichen Kochfestival der besten Maîtres der Stadt - besonders bei schlechtem Wetter bekommt man in der Métro oft ein Kulturprogramm gratis.


Und nirgendwo erfahre ich so häufig, wie kinderfreundlich die meisten Franzosen sind. Es findet sich immer jemand, der mir hilft, den Kinderwagen die Treppen hinauf oder hinunter zu tragen. Einer schwangeren Frau oder Eltern mit Kleinkindern wird immer ein Platz angeboten.


Tipps:
Die meisten Metrostationen haben keine Aufzüge. Ausnahmen sind z.B. die Stationen Abbesses, Lamarck-Coulaincourt oder Cité. Aber auch dort müssen zusätzlich etliche Treppen erklommen werden. Hilfreich ist da eine Kindertrage, in der der Nachwuchs wie in einem Rucksack sitzen kann - generell für eine Städtereise mit Kleinkindern sehr zu empfehlen. Alternativ können Sie natürlich auch mit dem Bus fahren. Mehr Informationen dazu finden sie hier.





Die Zugänge zu den Metrostationen sind in der Regel zu schmal für einen Kinder-wagen. An allen Metrostationen (allerdings nicht an allen Eingängen!) gibt es daher Gittertore, die auf Anfrage geöffnet werden. Meist sind die Tore in Sichtweite eines Informationsstandes, dann können Sie einfach dort um Einlass bitten. Andernfalls gibt es neben der Tür einen Rufschalter mit einem großen roten Knopf. Über diesen Fernsprecher können Sie ebenfalls darum bitten, die Tür zu öffnen. ("J'ai une poussette. Est-ce que vous pouvez ouvrir la porte, s'il vous plaît? - Ich habe einen Kinderwagen. Könnten Sie bitte die Tür öffnen?") Sollte sich auch dort niemand melden, versuchen Sie mal, ob die Gittertür vielleicht nur angelehnt ist. Das ist häufig an Sonn- und Feiertagen der Fall.

Preise: Ein Einzelticket für Fahrten innerhalb des Autobahnrings Péripherique kostet für Erwachsene zur Zeit 1,70 Euro. Bis zum Alter von 4 Jahren fahren Kinder gratis, danach gelten bis zum Alter von 9 Jahren bzw. 11 Jahren reduzierte Tarife. In vielen Fällen bietet es sich an, ein "Carnet" (10er-Ticket), den Pass "Paris Découverte" oder den Touristenfahrschein "Paris Visite" zu kaufen. Auf der Seite Helptourists findet sich eine hervorragende Übersicht über die Tarife in deutscher Sprache. Etwas weniger hilfreich ist die deutsche Version der Internetseite der RATP, der Pariser Straßenverkehrsbetriebe.



3. Februar 2011

Aquarium Cinéaqua




Mehr als 500 verschiedene Arten von Fischen und Meerestieren, präsentiert in 43 riesigen Becken: Das große Aquarium Cinéaqua am Trocadéro zeigt dem Besucher die Unterwasserwelt in Rekordgröße. Schon mit einem halben Jahr sind Babys von den riesigen Fenstern zum Meer fasziniert. Im Gebäude ist es beinahe dunkel, die Aquarien sind von innen beleuchtet, so dass die Farben der Korallen und Fische unwirklich leuchten. Nase an Nase mit metergroßen Haien wird nicht nur mein Sohn sehr still...

Woanders ist es umso lauter: Im "Streichelzoo" kraulen wir riesige Goldfische an der Rückenflosse und unser begeistertes Gekreische (auch meins!) ist schon von Weitem zu hören. Durch einen gigantischen Tunnel geht es dann mitten durchs Meer zum Ausgang. Dort kann man sich im Café oder im Restaurant von dem über 3 Kilometer langen Rundgang erholen - und von der Tatsache, wieviel dieser Spaß gekostet hat.

Denn die Preise sind happig, eine Familie mit zwei Kindern über drei Jahren muss mit 70 Euro Eintritt rechnen! Und auch die gut gemeinten aber viel zu lauten Animationen für Kinder nerven etwas. Daher der Tipp: Lieber nicht am Wochenende oder am schulfreien Mittwoch, denn dann ist es oft überfüllt und laut. Unter der Woche dagegen sehr zu empfehlen!


Adresse: In den Gärten des Trocadéro

Metro: Linie 6 (Stationen Trocadéro, Iena), Linie 9 (Station Trocadéro)

Öffnungszeiten: täglich 10:00 - 19:00 Uhr, Kassen schließen um 18:00 Uhr

Eintritt: Erwachsene 19,50 Euro, Kinder bis 3 Jahren frei, darüber 12,50 - 15,50 Euro


1. Februar 2011

La Musée de la Vie Romantique




Die kleine Straße am Eingang zum Musée de La Vie Romantique führt in eine verwunschene Welt inmitten der Großstadt. Wer, bereits gewöhnt an den schnellen Schritt der Pariser, die schnurgerade Rue Chaptal im 9. Arrondissement hinuntereilt, kann die schmale Gasse leicht übersehen. Nur die Kastanie, deren dunkles Grün im Sommer bis auf die Straße hinaus-wächst, und ein kleines goldenes Schild weisen den Weg. Am Ende der kopfstein-gepflasterten Gasse passiert der Besucher die kleine Billeterie.

Dahinter öffnet sich der Vorhof des romantischen Wohnhauses, in dem über 30 Jahre der niederländische Künstler Ary Scheffer lebte. Neben seinen Werken und persönlichen Gegenständen finden sich dort auch Erinnerungsstücke an seine Freunde, den Komponisten Franz Liszt und die Schriftstellerin George Sand. Hinter einem mächtigen Baum beinah verborgen, schmiegt sich ein kleines Glashaus mit eisernen Trägern an die Seite des Hauses. Das ehemalige Atelier des Künstlers beherbergt heute ein Café, Schmuckstück aus einer verlorenen Zeit. Der Duft warmer Madeleines liegt in der Luft, mischt sich mit dem Geruch der blühenden Rosen, die den kleinen Kiesplatz mit den grünen Bistrostühlen einrahmen. Der Lärm der Stadt rauscht in weiter Ferne, Zitronenfalter tanzen über dem Lavendel, ein Mädchen liest Proust...

Das Musée de La Vie Romatique ist ein Tipp für Familien mit ganz kleinen Babys oder mit Kindern ab etwa 5 Jahren. Herumtobende Kleinkinder sind hier eher fehl am Platze, krabbelnde Babys werden versuchen, die Kieselsteine zu essen und die anderen Besucher sind über lautes Geschrei an diesem Ort eher unerfreut. Wer jedoch einen ruhigen Platz zum Stillen seines Säuglings sucht, ist hier genau richtig.

Besonders empfehlenswert sind die Führungen für Kinder - sofern Sie etwas Französisch beherrschen und übersetzen können. Für die 7-8jährigen verwandelt sich die Erzählerin in George Sand und berichtet aus ihrem Leben, für die Kleinen gibt's Grimms Märchen. Die Vorstellung ist ausgesprochen lebendig und mitreissend, was vor allem an der Schauspielerin liegt, die ihr junges Publikum allein schon durch ihre Stimme fesselt.


Adresse: Hôtel Scheffer-Renan
16, rue Chaptal
75009 Paris

Metro: Linie 12 (Station Pigalle)

Öffnungszeiten: täglich 10:00-18:00 Uhr, montags Ruhetag

Eintritt: Dauerausstellung und Zugang zum Gartencafé gratis!
Sonderausstellungen: bis 14 Jahre frei, Erwachsene 7,00 Euro

Kinderführungen: mittwochs 14:00 Uhr. Preis: 3,50 Euro