26. Februar 2011

Salon de l'Agriculture

An dieser Kuh kommt zur Zeit in Paris niemand vorbei. Denn die Dame wirbt für den Star unter den Pariser Messen, die jedes Jahr zehntausende Besucher anzieht. Prêt-à-Porter? Haute-Cuisine? Automobile? Fast. Die Pariser Familien ziehen in Scharen zur .............. Landwirtschaftsmesse!
Nun gut, wenn Sie als Touristen Paris besuchen, werden Sie vermutlich nicht unbedingt Schafe und Schweine sehen wollen. Andererseits gibt Ihnen die Landwirtschaftsmesse einen Einblick von unschätzbaren Wert in die Pariser Seele. Und das wird von einem Insider-Paris-Reiseführer doch schließlich erwartet.
Außerdem bin ich inzwischen ausreichend großstadtgeschädigt und fühle mich quasi verpflichtet, die Gelegenheit zu nutzen: KÜHE! Endlich kann das Kind mal echte Kühe sehen!



Mein Mann gibt zu bedenken, dass es vermutlich recht voll sein wird. Aber doch nicht am Samstagvormittag um zehn Uhr, sage ich.

Soso!, sagt er, als wir Halle 1 betreten. Und in jeder der insgesamt sieben Hallen sieht es genauso aus wie hier.

Man muss wissen, dass die Pariser ihr Land lieben, ihre Stadt aber gleichzeitig lieben und hassen. Nur so ist zu verstehen, was sie am 'Salon d'Agriculture' so unwiderstehlich finden, dass sie bereit sind, mit Kind und Kegel eine halbe Stunde im Regen für Tickets anzustehen, um sich dann mit den Massen an schlafenden Schweinen vorbeizuschieben.
Die Pariser (aus nachvollziehbaren Gründen allen voran die Pariser Familien) vereint am Ende des Winters eine unstillbare Sehnsucht nach dem Land. Paris ist im Februar grau und trist, die Parks sind öde, die Kinder hocken seit Wochen in den meist kleinen Wohnungen. Da träumt man sich weit weg in die 'Campagne': Der Wein! Der Käse! Das Olivenöl! Der Wald!

Dass diese Sehnsucht ausgerechnet auf dem Salon d'Agriculture ein Ventil findet, wirkt auf Außenstehende etwas bizarr. Ich zumindest kann mir kaum etwas Urbaneres vorstellen, als gigantische Messehallen, in denen Kühe auf Teppichböden scheißen. Egal, dem Kind gefällt's, und deshalb sind wir ja hier. Wir spielen mit: Zwei Stunden Landleben unter dem Hallendach.








































Um den Kulturschock bei der Rückkehr in die Großstadt etwas abzumildern, wird es am Ende der Halle 7 dann doch typisch pariserisch. Ein professionelles Fotostudio lichtet Rassehunde ab, die zuvor von einem Frisör ordentlich aufgerüscht werden. Der hätte bei den halbnackten Katzen im Terrarium zwei Stände weiter nicht viel zu tun.
























Paris hat uns wieder. Das lässt sich unschwer schon am Stilbewusstsein der jungen Familie erkennen, die nun mit uns gemeinsam Richtung Metro und damit Richtung Zivilisation schlendert. In jedem Alter für jeden Anlass richtig gekleidet - wir sind zuhause.

Metro: Linie 12 (Station Porte de Versailles)
Öffnungszeiten: Jährlich Ende Februar.
Eintritt: Erwachsene 12 Euro, Kinder gratis
www.salon-agriculture.com




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