4. Februar 2011

Die Métro



Genau wie viele Pariser Familien verbindet mich mit der Métro ein Art Hassliebe. Einerseits ist die Métro das mit Abstand praktischste Fortbewegungsmittel. Das Liniennetz ist so dicht, dass die Stationen meist nicht weiter als 500 Meter voneinander entfernt sind. Zudem fährt kein öffentliches Verkehrsmittel so häufig wie die U-Bahn: Wochentags rattert mindestens alle 4 Minuten ein Zug in die Station, am Abend und am Wochenende verlangsamt sich der Takt auf 5 bis 7 Minuten. Man kann sagen, dass man in Paris von einem Ort zum anderen mit Métro selten länger als eine halbe Stunde braucht.


Andererseits ist die Métro oft dreckig. In einigen Linien ist es gedrängt voll und im Sommer brüllend heiß. Es gibt so gut wie keine Aufzüge. Es gibt wahnsinnig viele Treppen. Durch die Drehkreuze an den Eingängen passt kein Kinderwagen. Und Taschendiebe gibt es auch.

Dennoch: Mein Sohn liebt die Métro. Langweilig wird es hier nie. Die mehr als 200 Kilometer langen Tunnel sind ein unterirdisches Spiegelbild der Pariser Gesellschaft. Hier trifft die Dame mit Hündchen in der Handtasche auf die afrikanische Frau mit Turban, aus deren Tasche es nach gegrillten Maiskolben duftet.

In den Stationen und in den Wagen unterhalten Künstler und Musiker die Fahrgäste. Vom Zieharmonikaspieler bis zum russischen Kleinorchester, vom Breakdancer bis zum jährlichen Kochfestival der besten Maîtres der Stadt - besonders bei schlechtem Wetter bekommt man in der Métro oft ein Kulturprogramm gratis.


Und nirgendwo erfahre ich so häufig, wie kinderfreundlich die meisten Franzosen sind. Es findet sich immer jemand, der mir hilft, den Kinderwagen die Treppen hinauf oder hinunter zu tragen. Einer schwangeren Frau oder Eltern mit Kleinkindern wird immer ein Platz angeboten.


Tipps:
Die meisten Metrostationen haben keine Aufzüge. Ausnahmen sind z.B. die Stationen Abbesses, Lamarck-Coulaincourt oder Cité. Aber auch dort müssen zusätzlich etliche Treppen erklommen werden. Hilfreich ist da eine Kindertrage, in der der Nachwuchs wie in einem Rucksack sitzen kann - generell für eine Städtereise mit Kleinkindern sehr zu empfehlen. Alternativ können Sie natürlich auch mit dem Bus fahren. Mehr Informationen dazu finden sie hier.





Die Zugänge zu den Metrostationen sind in der Regel zu schmal für einen Kinder-wagen. An allen Metrostationen (allerdings nicht an allen Eingängen!) gibt es daher Gittertore, die auf Anfrage geöffnet werden. Meist sind die Tore in Sichtweite eines Informationsstandes, dann können Sie einfach dort um Einlass bitten. Andernfalls gibt es neben der Tür einen Rufschalter mit einem großen roten Knopf. Über diesen Fernsprecher können Sie ebenfalls darum bitten, die Tür zu öffnen. ("J'ai une poussette. Est-ce que vous pouvez ouvrir la porte, s'il vous plaît? - Ich habe einen Kinderwagen. Könnten Sie bitte die Tür öffnen?") Sollte sich auch dort niemand melden, versuchen Sie mal, ob die Gittertür vielleicht nur angelehnt ist. Das ist häufig an Sonn- und Feiertagen der Fall.

Preise: Ein Einzelticket für Fahrten innerhalb des Autobahnrings Péripherique kostet für Erwachsene zur Zeit 1,70 Euro. Bis zum Alter von 4 Jahren fahren Kinder gratis, danach gelten bis zum Alter von 9 Jahren bzw. 11 Jahren reduzierte Tarife. In vielen Fällen bietet es sich an, ein "Carnet" (10er-Ticket), den Pass "Paris Découverte" oder den Touristenfahrschein "Paris Visite" zu kaufen. Auf der Seite Helptourists findet sich eine hervorragende Übersicht über die Tarife in deutscher Sprache. Etwas weniger hilfreich ist die deutsche Version der Internetseite der RATP, der Pariser Straßenverkehrsbetriebe.



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